Basketball Magazin beim NBA Paris Game 2024
Alle Pariser Fans präsentierten sich daher in stylischen Mänteln und Lederstiefeln, auch einige Baskenmützen – allerdings die Wintervariante aus fluffiger Wolle – leuchteten einem von den Zuschauer-Rängen entgegen. Und ja, tatsächlich, der ein oder andere Passant der an der eindrucksvoll beleuchteten Accor Arena vorbeieilte, trug ein Baguette in den behandschuhten Händen. Zugegeben, diesen Anblick genießt man ansonsten wohl nur selten im Vorfeld eines NBA-Spiels und bezeugte noch einmal die außergewöhnliche Atmosphäre dieses Game Days.
(Fröstelig kalt war es später übrigens auch in den Presserängen unter der Hallendecke – besonders dann, wenn in jeder Viertelpause die Lüftung eingeschaltet wurde und man sich frage musste, ob vielleicht die ein oder andere Schneeflocke vom Pariser Himmel mit hineinschweben würde. Doch wer beklagt sich schon, wenn man als Basketballfan einen so außergewöhnlichen Abend mitnehmen darf, bei dessen Erinnerung einem wohl noch in einigen Jahren ganz warm ums Herz werden wird.)
Beckham, Ronaldo und Mbappé unter den begeisterten Zuschauern
Während im Presseraum noch eifrig über den Ausgang des Spiels und die verschiedenen Strategien der Coaches philosophiert wurde, begann es über den Köpfen der dort Anwesenden schon bald leise zu rumoren. Das Summen großer Menschenmassen, die langsam aber sicher ins Stadion zu strömen begannen ließ diesen ganz besonderen Zauber der letzten Minuten vor Spielbeginn entstehen.
Unter den eintreffenden Zuschauern waren übrigens auch ein paar ganz besondere Stargäste, wie etwa David Beckham, Ronaldo, Kylian Mbappé und Pharell Williams. Auch Bundesligastar Mario Götze von Eintracht Frankfurt ließ sich am Rande der Bande blicken, sowie auch der einheimische Rapper Tiakola. Um sie herum wimmelte es von NBA- und natürlich vor allem Cavs-Fans, da dieses NBA-Spiel im Rahmen eines Regular Season „Heimspiels“ des Teams aus Cleveland ausgetragen wurde.
Die Fans wurden daher – ob nun Sport- und Musikstar oder nicht – vom typisch amerikanischen Flair eines echten amerikanischen Basketballheimspiels empfangen: Auf allen Sitzen lagen bereits kleine rot-weiße Handtücher mit dem Cavs-Logo für die Towel Rallye bereit, Cheerleaderinnen in goldenen Kostümen heizten in den Pausen das Publikum an und natürlich veranstalteten auch die Heimteam-Maskottchens den ein oder anderen Schabernack mit dem Publikum. Sogar Burger und Pommes wurden für das leibliche Wohl angeboten (welche unter uns gesagt jedoch nicht besonders gut waren, jedenfalls ließen dies die unüberzeugten Gesichtsausdrücke US-Medienvertreter vermuten).
Donovan Mitchell spielt sich mit 45 Punkten zum Star des Abends
Und dann endlich war es soweit und der Tip-Off Ball zum dritten NBA Paris Game sauste durch die Luft. Bereits in den ersten Spielminuten hallte ein Ruf durch das bis auf den letzten Platz ausgefüllte Stadion, welcher sich als beispielgebend für den Rest der Partie herausstellen sollte: „Donovan Mitchell!“
Der herausragende Cavs-Guard erzielte im Laufe des Spiels ebenso viele Punkte, wie auch auf seiner Trikot-Nummer zu finden sind – nämlich satte 45! Damit machte er das diesjährige Paris Game rasch zur One-Man-Show und hielt das Publikum für die kommenden vier Viertel gespannt in Atem, obwohl nach dem ersten Run der Cavs eigentlich bereits abzusehen war, dass die Nets an diesem Abend keine Schnitte haben würden. 26:16 stand es nach Ablauf der ersten 12 Minuten zugunsten der Cavs, zur Halbzeit lag das Heimteam bereits 54:34 vorne und schlussendlich sollte Cleveland den Sieg dann auch 111:102 ungefährdet mit nach Hause nehmen.
Nach diesem eindrücklichen Auftritt waren die „MVP“-Rufe in der Halle natürlich ohrenbetäubend, was Mitchell selbst in der nachfolgenden Pressekonferenz jedoch nur mit einem Schulterzucken abtat: „Ich bin immer der Meinung, dass mit dem Teamerfolg auch der individuelle Erfolg kommen wird. Ich mache mir da keine Sorgen und lasse lieber mein Spiel für mich sprechen – natürlich würde ich gerne die MVP-Auszeichnung gewinnen, wieder in ein All-NBA-Team gewählt und zum Allstar ernannt werden, meine größte Priorität ist es momentan jedoch meinem Team dabei zu helfen Spiele zu gewinnen.“
Paris Game 2024 war wieder ein voller Erfolg
Und dies war immerhin nicht nur irgendein Sieg, sondern der Triumph im nur einmal jährlich ausgetragenen Paris Game, welches erneut als voller Erfolg verbucht werden konnte, da waren sich alle einig.
„Das hat Spaß gemacht“, eröffnete so auch Coach Bickerstaff sein Fazit unter diesem eher außergewöhnlichen Heimspiel für die Cavaliers, „Jeder der dabei war oder geholfen hat, dieses Spiel auf die Beine zu stellen, konnte heute Abend den Support der Fans spüren. Das war definitiv mehr als nur ein Regular Season Spiel für uns, es war bedeutungsvoller. Ich glaube das war für jeden in der Halle spürbar. So von der Stadt und den angereisten Fans bejubelt zu werden, war auf jeden Fall ein tolles Gefühl.“
Ein tolles Gefühl war es definitiv auch für uns, dabei gewesen zu sein. Den Flair eines NBA-Spiels einmal so hautnah miterleben zu können und die großen Stars hautnah zu erleben, eröffnet die Liebe zu diesem Sport noch einmal auf einer ganz neuen Ebene. Umso erfreulicher war daher auch die Botschaft, mit der NBA Commissioner Adam Silver alle Anwesenden aus der Pressekonferenz entließ.
Sind bald schon Back-to-Back Games in Europa denkbar?
„Wir haben darüber nachgedacht, mehr solcher Spiele zu veranstalten“, so Silver auf die Möglichkeit weiterer NBA-Spiele in Europa angesprochen. „Angesichts des Aufwands für die Liga, zwei Teams einfliegen zu lassen, haben wir Gespräche mit den Mannschaften geführt. Ob sie, da sie nun schon einmal hier wären, möglicherweise bereit dazu wären, ein zweites Spiel gegeneinander zu bestreiten, bevor sie in die USA zurückkehren? Und das ist etwas, das wir möglicherweise sogar schon für die nächste Saison in Betracht ziehen.“
Fotos: AFP