BBL: Von aufgemotzten Sonderzügen und der Erzfeindschaft zwischen Berlin und Bonn
Die Geschichte der saisonal immer mal wieder aufkeimenden Erzfeindschaft zwischen den beiden deutschen Basketball-Bundesligisten Alba Berlin und den Telekom Baskets Bonn reicht bereits lange zurück. Genauer gesagt sogar in eine Zeit, in der noch von Fans aufgemotzte Sonderzüge die 600 Kilometer zwischen den beiden Städterivalen zurücklegten und David gegen Goliath antreten musste.
Frank Piontek, langjähriger Hallensprecher der Bonner Baskets, erinnert sich gern zurück: Damals, in der Saison 1996/97 erlebten die Fans aus Nordrhein-Westfalen nämlich tatsächlich so etwas wie ein Basketball-Wunder.
Gerade erst aus der Zweitliga aufgestiegen, preschten die Baskets mit einer solchen Schlagkraft durch die reguläre Saison und schließlich auch die Playoffs, dass die Final-Favoriten von Alba Berlin gar nicht so recht wussten wie ihnen geschah.
Je mutiger die Baskets sich vorwagten, desto grimmiger wurde die Stimmung der Hauptstädter und es entbrannte eine Feindschaft, die bis heute noch leise vor sich hin glimmt. Damals sollte sie sich aber schließlich in einem gepfefferten Finalturnier entladen.
Mit dem Sonderzug in die Hauptstadt.
Da es als Underdog ja ohnehin nichts zu verlieren galt, wie sich Piontek erinnert, entflammte auch unter den Fans eine Art von hartnäckigem Enthusiasmus. Aus der Stimmung geboren, dass alles möglich war, entstand das Projekt „Sonderzüge“, die die Spieler samt Fan-Entourage von Bonn nach Berlin kutschieren sollte.
Kurz vor der Ausmusterung stehende Bahnwagons wurden ausrangiert und für den Zweck der Fangemeinde umgestaltet. In kürzester Zeit entstand ein Programm, dass sogar Vollverpflegung, T-Shirts und Musik im sogenannten „Sambawagen“ für die Mitreisenden bereithielt. Bis heute ist dieses Projekt in der deutschen Sport-Fangemeinde wohl einzigartig.
Aus Leidenschaft und Herzblut geboren, beweist es einmal mehr, dass der Lieblingssport eben doch so viel mehr sein kann als bloßes Fernsehprogramm. Abgesehen davon kann man zum Punkt kommen, wie auch Piontek seinen Bericht abschließt: „Beim nächsten Sonderzug wäre ich wieder dabei“ – wir auch!
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