Dolph Schayes: 35 Rebounds für die Ewigkeit

Porträtbild von Dolph Schayes

Vor 74 Jahren, in den Anfangsjahren der legendären Liga, die wir heute als „die beste Liga der Welt“ bezeichnen, gelang Dolph Schayes von den Syracuse Nationals (heute Philadelphia 76ers) etwas Unglaubliches: In einem Spiel gegen die Warriors legte er 35 Rebounds auf – ein neuer Rekord in dieser statistischen Kategorie, die die Liga erst vor Kurzem zu dokumentieren begonnen hatte.

Der Rebound ist im Basketballsport einer der wichtigsten Skills und auch eine statistische Größe, die viel über das Können der Spieler – vor allem auf den großen Spielpositionen – aussagt: Man versteht darunter das Zurückgewinnen des Balls nach einem verfehlten Korbwurf aus dem Feld, oder aber einem Freiwurf. Bei einem offensiven Rebound holt sich ein Spieler den Ball nach einem eigenen Fehlversuch oder dem eines Mitspielers zurück, bei einem defensiven Rebound erobert ein Spieler den Ball nach einem Fehlversuch des Gegners.

Interessanterweise begann die NBA, welche 1949 durch das Zusammenführen der beiden Ligen BAA und NBL entstand, Rebounds erst in der Saison 1950/51 zu erfassen. In dieser Spielzeit gelang es Dolph Schayes von den Syracuse Nationals einen neuen Rekord in dieser kürzlich erst eingeführten statistischen Kategorie aufzustellen, indem er beeindruckende 35 Rebounds sammelte. Damit krönte er sich zum Rekordhalter für die meisten Boards der Saison, begründete aber auch ein neues Gütesiegel für die Spieler auf den Big Man Positionen: das Rebound-Making.

Dies war aus Sicht aquf schayes Persona vor allem insofern interessant, als dass er zuvor eigentlich vor allem für seine legendären Distanzwürfe bekannt gewesen war: Er war „der einzige Big Man, der die Schussweite von Dolph Schayes hatte, war Larry Bird“, erinnert sich beispielsweise Carl Braun, All-Star-Guard der Knicks aus den 1950er Jahren, der 14 Jahre lang gegen Schayes auf dem Court antrat. Auch Hall of Fame-Trainer Alex Hannum, der ihn drei Jahre lang coachte, pflichtete diesem Urteil bei: „Er war der einzige Spieler, der eine echte Reichweite von 25 bis 30 Fuß hatte. […] Man könnte fünf Punkte zu seinem Karrieredurchschnitt hinzufügen, wenn sie damals den 3-Punkte-Wurf gehabt hätten.“ (Der Dreipunktewurf wurde erst in der Saison 1979-1980 und damit ironischerweise im Rookie-Jahr der beiden Liga-Legenden Magic Johnson und Larry Bird eingeführt).

„Ich habe das Gefühl zu schummeln, wenn ich von außen treffe“

Für Schayes selbst jedoch zählte von Anfang an der Rebound und die harte Arbeit in den Eins-gegen-Eins-Situationen unter dem Korb viel mehr: „Ich habe das Gefühl, dass ich schummle, wenn ich von außen einen Treffer lande“, erklärte er. „Das Schießen aus der Distanz ist nur ein Trick, so wie ausgefallenes Autofahren oder Eiskunstlauf. Jeder kann es mit etwas Übung perfektionieren. Du bist kein Basketballspieler, wenn du nicht Drive spielen kannst. Manchmal, wenn ich ein paar Distanzwürfe verfehle, frage ich mich: ‚Was zum Teufel mache ich da draußen? Ich sollte unter den Brettern stehen und um Rebounds kämpfen.‘ Syracuse hat nicht viel Körpergröße, und meine Aufgabe ist es, den Ball zu erobern.“

Am Ende konnte Schayes dann doch beides: Hatte er im Jahr 1950 mit 35 Rebounds noch einen Rekord aufgestellt, so griff er sich in der darauffolgenden Spielzeit zusammengenommen bereist 1.080, was ihn zum ersten NBA-Spieler machte, der die 1.000 Rebounds knackte. Aber er ist eben auch der Spieler, der als erstes die 15.000 Karrierepunkte vollmachte.

Ein Revolutionär in der NBA, eine Legende für Philadelphia

Für diese besonderen Leistungen wird der Elite-Big, der am 10. Dezember 2015 im Alter von 87 Jahren verstarb, auch heute noch von seinem damaligen Team, dass mittlerweile in die „Philadelphia 76ers“ umbenannt wurde, geehrt. 2016 zog man seine Trikotnummer #4 zurück. Sie wird künftig in seinem Andenken nicht mehr an neue Spieler vergeben werden.

„Dolph Schayes, der sich mehr auf sein Können als auf seine Muskeln verließ, trug dazu bei, die NBA in ihrer Anfangszeit zu revolutionieren“, heißt es auf der Liga-Website, auf der man weiterhin auf die größten Erfolge seiner Karriere verweist: Er wurde zwölf Mal in ein All-NBA-Team gewählt, zwölf Mal zum NBA-All-Star ernannt und führte das Team in seiner 16-jährigen Karriere fünfzehn Mal in die Playoffs. Darüber hinaus hält Schayes den Franchise-Rekord für die meisten Saisons (16) mit dem Team und steht an dritter Stelle bei den Punkten (19.249).

Foto: Public Domain

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