„Wir haben es geschafft, das Spiel zu spielen, das wir wollten“ – Exklusiv-Interview mit 3×3-Nachwuchstalent Linus Beikame
Dass Linus Beikame (links im Bild) eines der großen Nachwuchstalente im 3×3-Basketball ist, bewies der 16-Jährige bei der 3×3 Championship Trophy in Berlin eindrucksvoll. Zusammen mit dem Team aus Konstanz sicherte er sich dort den Sieg. Basketball-magazin.com sprach im Anschluss an die geschlagene Schlacht mit dem jungen Basketballer.
Im Interview fachsimpelte Beikame mit uns über das richtige Training und die Strategie für den Sieg sowie über die Zukunft und die Vorzüge der modernen Basketball-Variante.
Herzlichen Glückwunsch zu eurem Finalsieg gegen Bayern! Was war in allen Begegnungen eure größte Stärke als Team, die euch zu diesem grandiosen Erfolg verholfen hat?
Ich glaube, dass unsere Stärke von Anfang an in der Verteidigung lag, diesbezüglich waren wir echt stark. Ehrlich gesagt, hatten wir uns auch schon im Vorfeld der Partie vorgenommen, in der Defense so viel Druck zu machen wie möglich. Durch diese gute Verteidigung ist es uns auch gelungen, mit sehr hoher Intensität spielen zu können. So haben wir es dann auch geschafft, offensiv das Spiel zu spielen, dass wir spielen wollten.
Es war wirklich sehr bewundernswert, wie sehr ihr euch durchzusetzen wusstet. Besonders, da ihr auch so viel gefoult wurdet. Hat das das Spiel für euch erschwert?
Tatsächlich war das sogar unser Ziel: Als wir bemerkt haben, dass die anderen schon so viele Fouls haben, haben wir sie immer weiter attackiert, um daraus dann für uns einen Vorteil zu ziehen.
Hattet ihr euch außerdem noch andere Strategien im Vorfeld für das Endspiel zurechtgelegt?
Eigentlich haben wir uns an unsere Grundsätze gehalten, die für jedes Spiel gelten: So haben wir uns zum Beispiel vorgenommen, besonders hart zu verteidigen, um offensiv unser Ding durchziehen zu können. Am Ende hat es dadurch ja auch für den Sieg gereicht.
Du bist in diesem Turnier mit 16 Jahren einer der jüngeren Teilnehmer. Könnte es sein, dass ihr, weil 3×3 selbst noch eine jüngere Sportart ist, auch den besseren Draht dazu findet? Oder habt ihr auf dem Spielfeld vielleicht irgendwelche Moves drauf, von denen sich die älteren Spieler noch eine Scheibe abschneiden könnten?
Also ich glaube, dass es in manchen Bereichen auf jeden Fall ein Vorteil ist, dass wir noch so jung sind. Das macht uns in einigen Punkten zum Beispiel athletischer. Die Jungs in meinem Team haben auch alle bereits eine gute Größe für den Basketballsport, wodurch wir bereits mit dem ein oder anderen Herren-Team mithalten könnten.
Letztes Jahr hast du bereits an den 3×3 Masters Finals in Antwerpen in Belgien teilgenommen. Würdest du sagen, dass sich die 3×3 Community seitdem vergrößert hat?
Ja, das glaube ich auf jeden Fall. Die Championship Trophy in Berlin ist definitiv eines der größten Events, die es für 3×3 bisher in Deutschland gab. Für uns Spieler war es zur Abwechslung auch einmal schön, auf den heimischen Courts zeigen zu können, was wir draufhaben. Sonst mussten wir für größere Turniere immer nach Belgien oder in die Niederlande reisen.
Das lag daran, dass es damals einfach noch kaum 3×3 Events im passenden Rahmen in Deutschland gab. Dieses Jahr ist das anders und jetzt können wir auch hier viel mehr Turniere spielen, was mir gut gefällt.
Du sagtest gerade, dass es jetzt auch in Deutschland immer mehr Turniere gibt. Was hat deiner Meinung nach denn dem 3×3 diesen verdienten Aufmerksamkeits-Boost gegeben, was dich vielleicht am Anfang auch so besonders an 3×3 gereizt hat?
Also mir persönlich gefällt 3×3 besser als das klassische 5gegen5, weil man eben nur mit zwei anderen Teammitgliedern auf dem Feld steht. Dadurch wird einem selbst nämlich im Spiel auch eine größere Rolle zuteil.
Das Spiel an sich ist viel schneller und der Wettkampf untereinander ist, wie ich finde, schlichtweg auch härter. Diese spezielle Herausforderung sagt mir einfach mehr zu, als das normale 5gegen5. Ich kann mir gut vorstellen, dass das vielen so geht und die 3×3-Community auch deswegen gerade immer weiterwächst.
Viele der Teilnehmer des heutigen Wettkampfes kommen ursprünglich aus dem klassischen Hallensport und sind später erst zum 3×3 gewechselt. Hast du vorher auch 5gegen5 gespielt, bevor du dich deinem jetzigen Team angeschlossen hast?
Ja, das ist richtig. Ich habe schon vor sechs oder sieben Jahren mit dem Basketballspielen angefangen, damals stand ich noch als Small Forward auf dem Feld. Erst vor zwei Jahren bin ich dann zum 3×3 gewechselt.
Inwiefern hat dir denn deine frühere Position als Small Forward einen Vorteil im 3×3 eingebracht?
Meiner Meinung nach ist es so, dass die Positionen im 3×3 keine allzu große Rolle spielen. Da nur so wenige Spieler eines Teams auf dem Court stehen, muss jeder bereit sein, alle Aufgaben zu übernehmen. Aber als Small Forward ist man in seiner Range ja meistens eher in der Mitte des Spielaufbaus angesiedelt und somit daran gewöhnt, den Überblick zu wahren. Das kam mir dann natürlich auch irgendwie im 3×3 zugute.
Man könnte meinen, dass die Würfe im 3×3 ganz besonders wichtig sind. Ein Treffer von jenseits der Dreipunktelinie bringt so zum Beispiel doppelt so viele Punkte ein, wie ein normaler Wurf durch das Netz. Nehmen die Würfe deshalb auch im Training bei euch eine besondere Rolle ein?
Ja, das stimmt. Zum Abschluss eines jeden Trainings nehmen wir uns immer noch ein paar Minuten Zeit, an unseren Würfen zu feilen. Vorher trainieren wir natürlich vor allem auch Technik und unsere Spielzüge, aber am Ende ist das Werfen eine Art Abschlussritual.
Für dich ist das Event heute als aktiver Spieler beendet. Welches Fazit ziehst du und hat es dir hier gut gefallen?
Ja, auf jeden Fall! Es hat uns allen viel Spaß gemacht, hier teilzunehmen. Das liegt zum Beispiel auch daran, dass die Teilnehmer untereinander so cool miteinander umgehen. Die Mitspieler aus den gegnerischen Teams sind alle sehr korrekt, sodass man sich auch gut untereinander austauschen kann. Die Community ist vor allem auch das, was mir am 3×3 so besonders gut und eventuell auch besser als am 5gegen5 gefällt.
Titelbild: BWA/Ulf Duda