„Der Sommer hat gerade erst begonnen“ – Exklusiv-Interview mit 3×3-Basketballer Bastian Landgraf
Hast du aufgrund dieser Stärken denn eine besondere Aufgabe bei euch im Team? Ähnelt die Rollenverteilung im 3×3 denn überhaupt der im klassischen 5gegen5 oder gibt es diesbezüglich klare Unterschiede?
Vorneweg würde ich sagen, dass es im 3×3 gar keine festen Positionen gibt. Auf dem Spielfeld sind alle Teammitglieder gleichermaßen für die unterschiedlichen Aufgaben zuständig. Dennoch habe ich insbesondere den Auftrag, die Picks zu stellen. Außerdem hole ich auch viele Rebounds. Auf der anderen Seite muss ich auch viel zum Korb ziehen, wodurch ich wiederum Raum für unsere Shooter schaffe. Die Picks sind aber, wie gesagt, eher meine Hauptaufgabe.
Da man im Vergleich zum 5gegen5 weniger Spieler zur Verfügung hat, sind die Räume zwischen den einzelnen Spielern manchmal viel größer. Als Zuschauer kann man daher eindeutig Respekt vor euren langen und schwierigen Pässen oder Korbversuchen bekommen, die ihr in so einer Situation oftmals nehmen müsst. Wie schafft man es, derart schwierige Würfe zu verwandeln?
Ehrlich gesagt, hat man, dadurch dass die Shotclock nach zwölf Sekunden abläuft, in so einem Moment manchmal gar keine andere Wahl. Wenn man wenig Zeit hat, dann muss der Wurf genommen werden. Generell ist es natürlich so, dass das 3×3-Spiel sehr durch die Würfe geprägt ist, man hat also ohnehin auf jeden Fall mehr Würfe als im 5gegen5. Insgesamt hat man den Ball viel öfter in der Hand und ist auch als Spieler eigenverantwortlicher.
Manchmal ist man dann sogar ganz froh, wenn mal ein Teammate in einem solchen Augenblick übernimmt und man selbst nicht die Aktion machen muss. Wir kommunizieren viel miteinander und einigen uns dann auf einen gemeinsamen Abschluss.
Würfe und Ballhandling sind also im 3×3 ganz besonders wichtig. Gibt es Elemente, die ihr im Vergleich zum klassischen 5gegen5 anders trainieren müsst?
Ja, da gibt es vieles. Für mich ist es eine ganz andere und eigene Sportart. Im 3×3 läuft sehr viel über Pick and Roll. Sowohl Offense als auch Defense trainieren wir dann auch zielgerichtet darauf. Eine große Rolle spielt außerdem auch das Sealing, also dass man in der Offensive unter dem Korb schon eine gute Position einnimmt, woraufhin ein anderer Spieler dann zum Clearen rausläuft. Wichtig ist es dann natürlich auch, diese Position unter dem Korb so lange halten zu können, bis der Pass des Mitspielers reinkommt. Auch das trainieren wir daher viel.
Abseits des Balls müssen natürlich auch die Picks sitzen. Der Rest ist dann vor allem auch das Aneignen von Automatics: Wann und wo müssen Picks gestellt, gecuttet und gepasst werden? Auch darauf verwenden wir viel unserer Trainingszeit.
Und wie geht es für dich selbst dann weiter, wenn du wieder fit bist?
Zunächst werde ich erstmal zusehen, dass ich wieder ganz gesund werde. Das nächste Ziel ist dann ganz klar, in der Europameisterschaftsqualifikation in Tel Aviv mitzuspielen. Leider weiß ich diesbezüglich noch nicht, ob ich früh genug wieder ausreichend fit sein werde, um für den Kader nominiert werden zu können. Und danach geht es dann von Spiel zu Spiel einfach immer weiter – der Sommer hat ja gerade erst begonnen und ich bin sicher, dass uns nicht langweilig werden wird.
Titelbild: Deutscher Basketball Bund