Interview mit Nyara Sabally vor dem WNBA-Draft
Wenn das Leben Dir Zitronen reicht – mach eine Legacy daraus!
Tatsächlich musste Nyara ihre ersten beiden Saisons für die Orgeon Ducks verletzt aussetzen. Eine Knieverletzung, die sie sich während eines Finalspiels der FIBA U18 European Championships im August 2018 zugezogen hatte, machte Sabally den Einstieg in ihre Collegezeit schwer. Die gesamte Saison 2018/2019 musste sie aussetzen. 2019, als die Krise gerade abgewandt zu sein schien, folgte dann auch schon der nächste Tiefschlag: Im Sommer verletzte sie sich das noch angeschlagene Knie erneut, musste im September wieder operiert werden und verpasste daraufhin auch ihre zweite Saison als Redshirt Freshman.
„Heute glaube ich, dass diese Zeit zu einer stärkeren Person gemacht“, verrät Nyara im Rückblick auf diese lange Verletzungsphase. „Sie hat mir gezeigt, dass ich mich durch Vieles durchkämpfen kann. Leider war es natürlich auch eine nicht so schöne Phase meines Lebens. Aber jetzt blicke ich darauf zurück und empfinde Dankbarkeit für diese Zeit, da sie mich letztendlich zu der Person gemacht hat, die ich heute bin.“
Und tatsächlich kam Nyara in jeglicher Hinsicht gestärkt aus dieser zweijährigen Spielpause von 2018-2020 auf das Parkett zurück: Nach der bereits erwähnten bahnbrechenden Saison als Redshirt Sophomore (2020/21) folgte in der Saison von 2021/22 gleich das nächste Rekordjahr für die Berlinerin.
Um hier nur einen kleinen Einblick zu geben: Insgesamt acht Double-Doubles gingen in dieser Spielzeit auf Saballys Konto – drei davon übrigens in Serie, um der Saison der Ducks zu einem erfolgreichen Abschluss zu verhelfen. In 19 von 24 Spielen erreichte sie Double Figures im Scoring. Zudem war sie nach Chiney Ogwumike in der 2012/13er Saison die erste Pac-12-Spielerin, die im Durchschnitt wenigstens 15 Punkte, 7 Rebounds, 1,5 Assists und 1,3 Steals sowie Blocks über die Spanne einer gesamten Saison hinweg erspielte.
„Ich hoffe natürlich, dort eine Legacy hinterlassen zu haben. Es geschafft zu haben, dass sich die Leute, auch jetzt, da ich die Ducks verlasse, noch an mich erinnern werden“, verrät Nyara über das Ende ihrer Zeit in Oregon – zumindest unserer Meinung nach kann sie hinter dieses Ziel getrost einen Haken setzen.
Nyaras Schlüssel zum Erfolg? – Nie den Spaß verlieren
Eine weitere Hoffnung der 22-Jährigen sei es zudem, „andere Leute, vor allem Kinder, inspiriert zu haben.“ Ein bescheidener Wunsch, wenn man bedenkt, dass die erfolgreiche Forward, ebenso wie ihre ältere Schwester, gewiss bereits jetzt für viele aufstrebende Basketballer schon ein großes Vorbild ist. Gerade für die weiblichen Nachwuchsspielerinnen, die es auf der internationalen Bühne so manches Mal noch etwas schwerer haben als ihre männlichen Mitsportler, aber wohl auch für alle anderen Basketballanfänger, hat Nyara daher ein paar Ratschläge in Petto:
„Ich würde sagen, dass wichtigste ist es, Dir immer treu zu bleiben und stets das zu tun, was Du liebst. Wenn Du trotzdem noch Spaß an der Sache hast und alles gibst, was Du geben kannst, dann lautete mein Tipp natürlich: In die Halle gehen, ein paar Extrawürfe machen, im Kraftraum Trainingsrunden absolvieren. Dabei ist es jedoch wirklich wichtig, gut auf sich aufpassen. Obwohl ich nämlich denke, dass diese Routinen wohl das Wichtigste sind, um erfolgreich zu werden, bleibt den Spaß am Basketballspiel zu behalten, wohl trotzdem noch das Allerwichtigste. Sobald Du nämlich keinen Spaß mehr am Spielen hast, wird es ein bisschen schwer, sich zu motivieren, jeden Tag in die Halle zu gehen und jeden Tag Extrawürfe zu machen und hart an seinen Zielen zu arbeiten. Ich denke allerdings, dass es besonders jetzt es kein Limit gibt, was deutsche Spielerinnen oder Spielerinnen aus Europa davon abhalten könnte alles zu erreichen. Solange du hart arbeitest und ein Ziel hast, denke ich, dass Du es heutzutage auch erreichen kannst.“
Doppelte Sabally-Power für Dallas?
Nyara selbst hat ein solches Ziel nun erreicht. Mit ihrer Teilnahme am Draft, erfüllt sich für sie ein lange gehegter Lebenstraum, wie sie uns während des Interviews erzählt. Und tatsächlich könnte die deutsche Basketballspielerin wohl erfolgreicher kaum sein: Bereits vor der eigentlichen Talentziehung wird die 22-Jährige unter den Teams hoch gehandelt. Derzeitige Prognosen, sogenannte Mock-Drafts, platzieren die Berlinerin innerhalb der Top-5 der obersten Draft-Picks!
Verhielte es sich tatsächlich am Ende so, wie es diese Vorhersagen andeuten, könnte Nyara an fünfter Stelle von New York gezogen werden und damit immerhin in der Geburtsstadt ihrer älteren Schwester landen. Viel verlockender, wenn auch einhergehend mit einer tieferen Draft-Pick-Platzierung, wäre jedoch vielleicht eine Auswahl an siebter Stelle durch Dallas. Dies würde nämlich bedeuten, dass Nyara im selben Team wie Satou Sabally landen würde. Ebenso, wie die Brüder Wagner im Team der Orlando Magic, würden dann beide Geschwister für dasselbe Team starten – doppelte Sabally-Power sozusagen.