Kritik am Niveau der Basketball-EM Referees
Mit mehr als einem kritischen Auge blickt man derzeit auf die Schiedsrichter der in Köln und Berlin ausgetragenen Basketball-EM. Nach Abschluss der Gruppenphase ist ein dringender Handlungsbedarf festzustellen.
So groß die Freude aller deutschen Fans und Spieler nach Abschluss dieser sehr erfolgreich verlaufenen Gruppenphase angesichts des Einzugs ins Achtelfinale sein dürfte, so groß dürfte anderenorts aber auch der Unmut über den bisherigen Verlauf dieser Basketball-EM sein. Einstimmig scheint der Grund hierfür das unzureichende Niveau der die Spiele überwachenden Referees zu sein.
Dass offensichtliche Fehlentscheidungen, nicht korrekt bewertete Spielerkontakte oder aber abgeblockte Gesprächsversuche der Spieler zum Basketballsport nun einmal dazugehören, wie auch die Berliner Zeitung unlängst noch einmal festhielt, steht außer Frage. Dass sich diese Fehlentscheidungen in dieser Basketball-EM jedoch zu einem kritikwürdigen Maß häufen, scheint mittlerweile ebenfalls nicht von der Hand zu weisen.
Ihren Gipfel fanden diese Patzer im Schiedsgericht dann am vergangenen Sonntag, als in gleich zwei EM-Partien kapitale Fehler unterliefen. Zunächst – und allen Deutschen Fans wahrscheinlich noch unvergessen – vergaßen die Referees in der Partie Deutschland vs. Litauen einen den Litauern nach einem technischen Foul der deutschen Bank unbedingt zustehenden Freiwurf. Im Nachgang der verlorenen Partie legte das gegnerische Team folgerichtig Protest ein, der jedoch abgeschmettert wurde.
Ähnlich erging es dem türkischen Nationalteam mit einem Protestversuch nach ihrem verlorenen Spiel gegen Georgien. Hier war es während des Spiels zu einer Rangelei auf dem Court gekommen, welche durch die Schiedsrichter natürlich unterbunden werden musste. Allerdings lief während dieser Schlichtungsaktion die Spieluhr munter weiter, 22 Sekunden Spielzeit verstrichen, ohne, dass es einem der Refs überhaupt erst aufgefallen wäre.
Es fehlt die klare Linie
Neben diesen Extrembeispielen sind es aber vor allem die Feinheiten, die Fans und Spieler derzeit an der Fahrtrichtung der Schiedsrichter bemängeln – oder vielleicht eher der fehlenden Fahrtrichtung, denn für viele gibt vor allem die mangelnde klare Linie der Refs Grund zur größten Kritik. So kommentierte auch der deutsche Nationalspieler Daniel Theiß den vergessenen Freiwurf im Spiel gegen Litauen: „Da muss ich jetzt aufpassen, was ich sage. Daran sieht man vielleicht, dass die Schiedsrichter zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind, um eine eigene Linie zu finden.“
Fahrig und überfordert erscheinen auch dem unbeteiligten Zuschauer die Unparteiischen teilweise. Man erinnere sich an die Partie Deutschland vs. Slowenien, die nach gerade einmal drei Sekunden wieder unterbrochen werden musste, da einer der Referees beim Sprungball nicht schnell genug zur Seite getreten war, sodass Sloweniens Center Mike Tobey uneben auf dessen Fuß landete. Tobey musste daraufhin zunächst zur Behandlung in die Kabine und als Zuschauer schüttelte man den Kopf über diese kuriose Situation.
Fiba-Refs treffen auf Euroleague-Spieler
Dass es aber nicht die Referees im Einzelnen sind, die man für diese Überforderung in die Kritik nehmen sollte, sondern viel eher die Fiba selbst, sollte an dieser Stelle auch nicht vergessen werden. Schließlich war es der Weltverband selbst, der es in diesem Sommer (wie auch bereits in den Jahren zuvor) versäumte, die Schiedsrichter der Euroleague für die EM zu nominieren. Dies sind aber die Schiedsrichter, die alle Euroleague- und Eurocup-Athleten, die in dieser Europameisterschaft an den Start gehen, aus ihren internationalen Wettkämpfen gewöhnt sind. Ganz zu schweige davon, dass diese Referees einen Ruf als die kompetentesten Schiedsrichter des Kontinents genießen. „In anderen Worten: Während die besten Spieler Europas bei der EM dabei sind, sind es die besten Schiedsrichter nicht“, resümierte die Berliner Zeitung treffend. Der Grund hierfür ist übrigens ebenso interessant, wie brisant: Die Fiba Europe, der europäische Verband, und die Euroleague als privater Organisator, dem die Euroleague als wichtigster Wettbewerb des Klub-Basketballs gehört, befinden sich seit Jahren im Streit.
Dass ein trotziges Nichteinstellen der immerhin besten Referees Europas jedoch ebenso wenig zielführend ist, dürfte der Fiba nach den letzten Tagen der geharnischten Kritik jedoch nun hoffentlich auch klar geworden sein. Hier besteht dringender Grund zur Reflexion.
Foto: Fiba Basketball