Memphis Grizzlies als Überraschungsteam der Saison: „Sie sind ein echtes Problem“
Nachdem etwas über die Hälfte der Regular Season nun bereits hinter uns liegt, wird es Zeit die größten Überraschungen der Saison zu diskutieren. Ganz vorne mit dabei sind hierbei die Memphis Grizzlies, welche sich zu einem „verdammten Problem“ für die Spitzenreiter der Western Conference entwickelt haben.
Die Cleveland Cavaliers sind in das Rennen um die Playoffs zurückgekehrt, DeMar DeRozan hat sich als einer der Anführer der langersehnten „the Bulls are back“-Kampagne zum MVP-Kandidaten gemausert und weder Zion Williamson noch Ben Simmons haben in dieser Saison schon einmal den Court betreten – das alles sind Entwicklung, die so sicher nur die wenigsten Basketballfans vor Anbruch dieser Saison kommen gesehen haben. Die Medaille für die größte Überraschung dieser NBA-Saison verdient aber dennoch ein anderes Team: Die Memphis Grizzlies.
Jeder, der auch nur mit einem Auge die aktuellen Standings in der NBA im Auge behält, musste über den Verlauf der vergangenen Wochen einfach bemerken, was für eine außergewöhnliche Saison die Grizzlies dieses Jahr gespielt haben und noch spielen: In allen 11 Partien vom 27.Dezember bis zum 14. Januar blieb das Aufgebot aus Memphis ungeschlagen – Neujahrsvorsätze mit Sternchen umgesetzt, würde ich da behaupten!
Ein Hoch auf Ja Morant
Es macht auch deshalb besonders viel Spaß, den Grizzlies auf dem Parkett zuzusehen, weil das Lineup des Grizzlies noch so außergewöhnlich jung ist. Die energiegeladene Motivation, mit der dieses Rudel an Youngsters Tag für Tag an den Start geht, ist für jeden Zuschauer einfach ansteckend. Besonders der 22-jährge Point Guard Ja Morant hat sich zum absoluten Teamstar und Fan-Liebling entwickelt.
Wer sich einmal durch den Schedule der Grizzlies auf ESPN klickt, wird feststellen, dass Morant auffällig oft in der Aufstellung der besten Punktemacher und Assists-Vergeber auftaucht. Allein in den vergangenen fünf Patien war der junge PG jedes Mal Topscorer seines Teams, in den letzten drei Spielen vergab er sogar zusätzlich noch die meisten Assists (In der Partie gegen die Bucks waren es nicht weniger als 14!). „Das sieht verdächtig nach einem All-NBA-Player aus“, resümierte so auch Jack Simone von hoopshabit.com. Auf der Liste der möglichen MVP Kandidaten ist Morant mittlerweile auch in der Top 10 angekommen – und das in seinem erst dritten NBA-Jahr.
Umso schlimmer für die Grizzlies war es daher, als ihr Rookie oft the Year von 2020 Ende November auf einmal für mehrere Wochen mit einem verstauchten Knie ausfiel und kurz darauf auch noch positiv auf das Corona-Virus getestet wurde. Doch das junge Aufgebot der Grizzlies bestand die daraus entstandene Zerreißprobe mühelos und schulterte die zusätzliche Last, die sich durch das Fehlen ihres Teamkopfs auf dem Feld ergab, bis der Starspieler zurückkehrte.
Die Grizzlies wachsen an ihren (Verletzungs-)problemen
Überhaupt hatten die Grizzlies mit einigen Verletzungsproblemen zu kämpfen. So verpasste beispielsweise auch der Starter Swingman Dillon Brooks den Saisonauftakt aufgrund einer gebrochenen linken Hand. Nachdem er sich nach dieser Unterbrechung gerade wieder auf dem Court etabliert hatte, musste er erneut sechs Spiele aussetzen, da er sich auf dem Corona-Protokoll der Liga befand. Kurz darauf ließ ihn eine Knieverletzung gleich wieder auf der Bank platznehmen. Ganz ähnlich erging es auch dem Starter Center Steven Adams, den wichtigen Reservisten De’Anthony Melton, Brandon Clarke und Kyle Anderson, sowie dem Rookie auf dem Flügel Ziaire Williams.
Trotz all dieser Ausfälle fanden die Grizzlies als Team jedoch immer wieder Wege, sich dem gegebenen Umstand und Personal anzupassen. Einige der Spieler schienen unter dem wachsenden Druck sogar regelrecht aufzublühen. Da wäre zum Beispiel Jaren Jackson Jr., der sich nach einem doch eher etwas holprigen Saisonstart rasch erholte und mittlerweile auf einem guten Weg ist, sich zu einem der besten Two-Way Bigs der NBA zu mausern. Aber auch Desmond Bane konnte regelmäßig als Scharfschütze glänzen. Er und Jackson Jr. haben sich tatsächlich so sehr zu einem Gamechanger für das junge Team entwickelt, dass sie die Autoren von clutchpoints.com, zusammen mit ihrem Teamkollegen Anderson, geradeheraus als die „unbesungenen Helden der Grizzlies“ bezeichnen.
Egal wie verfahren die Situation auf dem Court auch sein mag, es scheint sich immer ein Grizzly zu finden, der selbstbewusst für sein Team das Ruder übernimmt. Da wäre zum Beispiel Clarke im Spiel gegen die Clippers, Tyus Jones im Duell mit den Warriors oder John Konchar der den Wolves ordentlich eingeheizt hat, als es nötig war.
Macht ihre Anpassungsfähigkeit die Grizzlies zu Champions?
Insgesamt ist es wohl vor allem diese Anpassungsfähigkeit und das enorme Durchhaltevermögen, dass mich in dieser Saison bisher so sehr an den Grizzlies beeindruckt hat. Inwiefern es das Team aus Memphis in den Playoff mit den ganz großen Fischen der NBA aufnehmen können wird, bleibt meiner Meinung nach allerdings noch abzuwarten.
Viele Fans und Experten sehen die Grizzlies aufgrund dieser Wandelbarkeit aber mittlerweile immerhin als das Team mit der meisten Tiefe an, das in dieser Saison an den Start geht. Ich muss sagen, dem kann ich nur zustimmen und gleichzeitig auf die etwas drastischeren Worte von Dan Devine von theringer.com verweisen, der die Entwicklung der Grizzlies etwa so zusammengefasst hat: „Man mag dieses Team die ‚nächste Generation‘ der Grizzlies nennen, aber tatsächlich ist fraglich, was hiernach noch ‚nächstes‘ kommen soll. Sie mögen ihrem errechneten Zeitplan voraus sein, aber sie sind jetzt hier und sie sind ein verdammtes Problem.“
Foto: AFP