The Wagner Brothers: Unser Fazit nach Folge 1
Vor zwei Tagen ist im ZDF die Sport-Doku „The Wagner Brothers“ angelaufen. In der Mediathek kann man sich bereits jetzt alle Folgen der vierteiligen Miniserie ansehen und als pflichtbewusste Basketball-Journalisten haben wir diese neuartige Dokumentation des Lebens in und neben der „besten Liga der Welt“ natürlich unter die Lupe genommen.
Neuartig ist die Doku „The Wagner Brothers“ natürlich zum einen deshalb, weil die deutschen Basketball-Stars gerade so sehr im Hype stehen wie möglicherweise selbst zu Nowitzkis Hochzeiten nicht. Neuartig ist die Mini-serie aber auch, weil sie das Berliner Brüderpaar von einer Seite zeigt, die man bisher nur selten an ihnen gesehen hat.
Während die NBA, als Liga, die Spitzensportler aber eben auch das Showbusiness liebt, Moritz Wagner immer wieder gern als den „lauten“ und impulsiven großen Bruder mit einem Hang zum Trash Talk und Sinn für die großen Gesten darstellt, beginnt die deutsche ZDF-Doku ganz anders: Sie zeigt einen niedergeschlagenen Mo, der bis über beide Ohren in langwierigen Vertragsdiskussionen verstrickt ist und einen tröstenden kleinen Bruder Franz, der im Geschwisterverhältnis aber gleichsam damit zu kämpfen hat, der „erfolgreichere“ Sportler zu sein.
„Ich hab’ ein bisschen das Gefühl, dass ich hier Babysitter spiele. Und darauf hab’ ich halt keinen Bock,“ äußert sich der ältere Wagner Bruder in einer Szene der ersten Folge, die ihn im Videochat mit seinen Eltern zeigt. Wollen ihn die Orlando Magic nur als Spieler halten, um seinen kleinen berühmten Bruder bei Laune zu halten? Diese Sorgen beschäftigen den einstigen College-Star, während auf dem Tisch ein Vertragsangebot über nur ein Jahr und sechs bis sieben Millionen Euro liegt. „Es ist‘n Haufen Kohle, versteh‘ ich schon alles…“, sagt er dazu, „aber happy bin ich nicht.“
Es sei, als würde man als Basketballspieler ständig mit einer Zahl auf dem Kopf herumlaufen, über die man sich selbst definiert – über die einen aber auch die anderen Spieler und das Publikum bewerten. So erklärt es Franz im Gegenschnitt. Natürlich sei das fern der Realität der meisten Menschen da draußen, als NBA-Spieler müsse man dieses Spiel aber eben mitspielen. „Wenn ich das so annehme, kann ich nur mit gesenktem Kopf nach Orlando zurück“, meint der niedergeschlagene Mo.
The struggle is real
Die Miniserie über das leben als NBA-Star beginnt also nicht mit dem Glanz und Glamour, den ein solches Leben mit sich bringt, sondern mit dem Struggle, der auch dann nicht endet, wenn man ganz oben an der Spitze angekommen ist. Ein interessanter Kontrapunkt zu der Art und Weise, wie sich andere europäische Sportler in amerikanischen Ligen gerne präsentieren: Immer mit hoch erhobenem Haupt, etwas protzig – und auf keinen Fall so, dass man die eigenen Unsicherheiten zulässt.
„The Wagner Brothers“ hat damit eine neue und mutige Herangehensweise gewählt, die uns gut gefällt. Zweieinhalb Jahre haben die beiden Regisseure Timon Modersohn und Thomas Pletzinger die beiden NBA-Stars aus Berlin verfolgt – von der Zeit vor der WM in Japan bis hin zum ersten Playoff-Run mit den Orlando Magic – wir freuen uns schon auf die zweite Folge und die neuen Einblicke rund um den Kampf um den WM-Titel.
Titelbild: NBAE / Getty